Godfried Bueren: Denk, Papenburg, wie klein du angefangen
Das nachfolgende Gedicht – bereits mehr als 200 Jahre alt – beschreibt sehr treffend die Entwicklung Papenburgs vom Moor zu Deutschlands ältester und längster Fehnkolonie mit den damals wie teilweise auch heutigen wirtschaftlichen Schwerpunkten Torfstechen, Schiffsbau und Schifffahrt.
Quelle: Vom Moor zum Meer, Papenburger Schifffahrt in drei Jahrhunderten, Jürgen Meyer, 1976, >>> .pdf download „Papenburg“
Papenburg
von Godfried Bueren
* 1771 in Münster-Wolbeck und † 1845 in Papenburg. Nach seinem Jurastudium Gerichtshalter in Münster, ab 1793 Gerichtshalter des Papenburger Patrimonialgerichts. Neben seiner Tätigkeit als Richter auch Schiffseigner sowie Dichter und Poet.
>>> Lebenslauf Godfried Bueren in der Ems-Zeitung vom 6. August 2020
Kirchenchor St. Marien vom Papenburger Obenende: „Denk, Papenburg, wie klein du angefangen“
Denk, Papenburg, wie klein du angefangen
als Kolonie in einem wüsten Moor,
wohin zuerst nur kühne Jäger drangen,
auf Bretterschuh‘n durch Binsen, Schilf und Rohr!
Ein schwimmend Land, gleichviel wem‘s angehöre,
gab einst der Fürst dem Drost zum Lehensgut,
der scherzend sprach: „Dies Land gehört dem Meere,
denn die Bewohner wallen auf der Flut.“
Der Schiffer lebt und schwebet auf dem Meere,
er pflügt die See und erntet aus der Flut.
Denk Schifferstadt, verwirklicht sind die Worte
des Drosten, der zur großen Kolonie
Ansiedler rief aus nah und fernem Orte,
zu bau‘n das Moor, vom Poel zur Roderie.
Der armen Väter Spaten gebt die Ehre!
Ihr Fehnplatz ward aus Asch‘ zum Bauerngut,
sie gruben euch vom Moor zum Meere,
ihr bauet Häuser, schwimmend auf der Flut.
Das Haus des Schiffers schwimmet auf dem Meere,
er pflügt die See und erntet aus der Flut.
Der Droste ließ erbaun die Eingangstore
zur Ems und See, noch Drostensiel genannt,
und Kastenschleusen bis zum hohen Moore;
da schmückten Werften der Kanäle Rand,
und füllten aus mit Schiffen Belt und Meere,
geschirmet durch neutraler Fürsten Hut,
schien Papenburg, als ob es Hamburg wäre,
Des Wohlstands Ebbe stieg zur höchsten Flut.
Gebt nicht dem Glück, gebt Gott allein die Ehre,
denn Schiffergut hält wechselnd Ebb‘ und Flut.
So ist es auch mit Papenburg gegangen.
Und eh‘rne Not gefolgt der goldnen Zeit.
Zwar hat Fortuna wieder angefangen
zu lächeln der gesunknen Herrlichkeit;
doch seid nicht stolz auf hundert Schiff‘ im Meere,
auf Reederglück und leicht erworbnes Gut,
in Glück und Unglück gebet Gott die Ehre,
baut, schifft getrost, verlieret nie den Mut!
Ihr Schiffer, Reeder lebet aus dem Meere,
und beider Gut hält mit ihm Ebb‘ und Flut.